Chiemgau / Aschau / Traunstein (reh)
„So ähnlich wie ich euch heute an diesem Ort unter dem Gipfelkreuz der Kampenwand sehe, muss auch Jesus die vielen Männer, Frauen und Kinder gesehen haben, als er seine Bergpredigt hielt“, so Michael Mannhardt, Dekan des Dekanates Miesbach und Leiter der Pfarrverbände Hausham und Miesbach, der den Gedenkgottesdienst für die Gefallenen des Chiemgaus an der Kapelle „Maria Königin des Friedens“ auf der Kampenwand zelebrierte; Dekan Mannhardt ist gebürtiger Traunsteiner und seit Kindesbeinen mit diesem Kreuz vertraut. Das „Chiemgaukreuz“ ist mit zwölf Metern Höhe und 54 Zentnern Gewicht das größte eiserne Gipfelkreuz in den Bayerischen Alpen. Bronzene Gedenktafeln erinnern seit 1951 an die Gefallenen und Vermissten von 58 Gemeinden rund um den Chiemsee aus den beiden Landkreisen Rosenheim und Traunstein.
„Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, wer sich aber selbst erniedrigt wird erhöht werden. Die gewählten Vorstandschaften der Vereine sind das Rückgrat des Vereinslebens und verdienen die Anerkennung aller Gemeindebürger“. Dekan Mannhardt rief die 81 Fahnenabordnungen der Veteranenvereine aus dem Chiemgau und dem Rupertigau dazu auf, ihre Vorsitzenden und ihre Vorstandschaften zu achten und auf sie aufzupassen. Sie stellten sich für ihre Ämter zur Verfügung, meist nur für ein Vergelts Gott. „Wer aber dem Gemeinwohl dient, der hat es verdient, dass man ihn achtet“.
„Denken wir heute an unsere Menschen hier aus den Gemeinden des Chiemgaus, aber auch an die vielen Menschen in den Kriegsgebieten in aller Welt, die aktuell bei uns Schutz und Zuflucht suchen“. Der dritte Bürgermeister der Großen Kreisstadt Traunstein Josef Kaiser erinnerte an die Opfer der beiden großen Kriege des letzten Jahrhunderts, die auch nach weit über 70 langen Friedensjahren in der Bevölkerung stets präsent seien. „Leider, so scheint es, sind „Gottes Kinder“, die Friedensstifter, in diesen unruhigen Zeiten in der Minderzahl. Jeden Tag melden die Medien Gewalt, Terror und Krieg in ihren Nachrichten. Frieden war und ist keine Selbstverständlichkeit – das zeigen gerade auch die jüngsten Ereignisse in der Ukraine. Und genau deshalb ist diese Gedenkmesse zu Ehren der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege wichtiger denn je! Denn: Erinnern und gedenken bedeutet nicht vergessen – und das ist ein wichtiger Baustein für den Frieden. Denn wer kann denn schon Krieg wollen, wenn er sich das damit verbundene Leid und Elend vor Augen hält?“
Die große Kreisstadt Traunstein richtete in diesem Jahr die 71.Gedenkveranstaltung zu Füßen des Kampenwandkreuzes aus. Bereits zum dritten Mal führte die Stadt mit ihren Veteranen- und Kriegervereinen das Gedenken durch.
Zum 71. Mal trafen sich die Veteranen- und Traditionsvereine aus dem Chiemgau zur Gedenkmesse für die gefallenen und vermissten Soldaten der Region. Die Gedenkwallfahrt ist seit 1951 nur in den beiden letzten Corona-Jahren ausgefallen; sie wurde bei jedem Wetter durchgeführt, denn das Wetter kann man sich nicht aussuchen: kalt und windig war es in diesem Jahr, dennoch fanden sich an der Kriegerkapelle „Maria – Königin des Friedens“ oberhalb der Steinlingalm 81 Fahnenabordnungen aus dem gesamten Chiemgau und eine große Zahl von Gottesdienstbesuchern am Berg ein. Sie erfüllten damit ihre seit über siebenJahrzehnten selbst gesetzte Kameradenpflicht gegenüber den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege.
Zahlreiche Ehrengäste, darunter Landrat Otto Lederer, Bezirksrat Sebastian Friesinger und weitere Mandatsträger aller Ebenen, sowie zahlreiche Bürgermeister aus dem ganzen Chiemgau, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Krieger- und Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim Pius Graf, der zweite Gauvorstand der Soldatenkameradschaften im Landkreis Traunstein Anton Linner, mehrere hohe Offiziere der Bundeswehr aus Südostbayern, der Bezirksvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Bezirk Oberbayern Heinrich Rehberg, der Vorsitzende des Chiemgau-Alpenverbands Miche Huber und die Vorstände der Ortsvereine von Traunstein waren unter den Gästen.
Gemeinsam legten die beiden Vorsitzenden der Dachverbände der Veteranenvereine aus Rosenheim und Traunstein Pius Graf und Anton Linner zu den Klängen des „Liedes vom guten Kameraden“ einen Kranz zum Gedenken an die Gefallenen des Chiemgaus nieder. Musikalisch wurde der Gedenkgottesdienst von der Stadtmusik Traunstein und den Aschauer Alphörnern umrahmt. Die Gebirgsschützenkompanie Aschau unter der Führung von Hauptmann Hubert Stein schoss den exakten Ehrensalut.