Hätte man uns vor einem Jahr gesagt, dass wir im Jahre 2020 am Palmsonntag alle zu Hause sitzten würden, des Ausganges beschränkt, so hätten wir wahrscheinlich im Stillen, wenn auch nicht öffentlich den Vogel gezeigt und bei uns gedacht: „A so a Schmarrn“. Was bis vor wenigen Wochen, nur ein dramatisches Drehbuch eines Zukunftsthrillers sein konnte, ist heute bittere Realität.
Palmsonntag 2020. Wir sitzten zu Hause, oder im Garten, bei strahlendem Sonnenschein und nicht, wie es sonst bei der Palmsonntags-Prozession.
Die Prozession, die es in Bayern schon seit dem Jahr 970 gibt, stellt den Einzug Jesu nach Jerusalem nach. Dabei ist der Priester das Bildnis des Heiland und die teilnehmende Bevölkerung stellt das andächtige Volk dar, das Christus in die Stadt geleitete. Bei der Rückkehr der Prozession zum Gotteshaus, sind dann die Türen geschlossen und werden erst nach ein paar Versen und dem Klopfen des Kreuzes gegen die Kirchentür geöffnet. Dies symbolisiert die für die Menschen verschlossenen Himmelstüren, die erst durch den Tod Jesu am Kreuz geöffnet wurden.
In der Kirche werden dann auch die Palmbuschen geweiht, die jeder dann wieder mit nach Hause nimmt, um dem Bösen zu trotzen. Die geweihten Palmbuschen werden oft in den Herrgottswinkeln der Stub´n hinter das Kruzifix gesteckt.
Übrigens: Jesus ritt bei seinem Einzug in Jerusalem auf einem Esel. So wird heute der Langschläfer der Familie gerne zum „Palmesel“ gekürt.
In Bayern kam es am Palmsonntag im Jahre 1919 sogar zu einem Putsch – dem sogenannten „Palmsonntagsputsch“. Am 13. April 1919, also vor 101 Jahren, versuchten die regierungstreuen republikanischen Schutztruppen die, eine Woche zuvor ausgerufene, „Räterepublik Baiern“ in München zu stürzen.
In diesem Sinne: sind wir froh, dass es friedlich ist und wir nur zu Hause bleiben müssen.
Eine besinnliche Karwoche!
A. Riedler